(* 1979 in Uri, Schweiz) lebt und arbeitet in Zürich und in Zug.
2004 erhielt sie den Master of Fine Arts an der Hochschule der Künste Bern; zudem studierte sie Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Zürich. Bereits während des Studiums erfuhr sie große internationale Beachtung.
Zu ihren jüngsten Ausstellungen zählen: Alien Culture, GAMeC Bergamo (2017), IF THE SNAKE, Okayama Art Summit, Okayama (2019), Là où les eaux se mêlent, 15. Biennale de Lyon (2019), Leaving the Echo Chamber, 14. Sharjah Biennial (2019) und Slight Agitation 2/4: Pamela Rosenkranz in der Fondazione Prada, Mailand (2017).
2015 vertrat Rosenkranz die Schweiz bei der Biennale in Venedig.
Für ihre Ausstellungen wählt sie eindringliche Mittel. Im Kunsthaus Bregenz antwortet sie auf dessen Architektur. Peter Zumthor sucht phänomenologische Wirkungen: Licht, Schall, Kühle, Empfindlichkeit und Befinden spielen eine bedeutsame Rolle. Pamela Rosenkranz hinterfragt die Vergewisserung des authentischen Erlebens. Reine Erfahrung gibt es ebenso wenig wie Immunität gegen unsichtbare Existenzen. Dies ist in Zeiten einer Pandemie nicht zu leugnen. Menschsein ist osmotisch und künstlich modelliert.
Wie gotische Fenster hängen Lichtquellen in den Räumen. An den Vorderseiten zeigen sie Farbflächen in intensivem Blau. Es sind keine Bilder im gewöhnlichen Sinn, eher Glasfenster aus gesättigtem Licht, die sich wie Sedimente in dem Raum aus Glas und Beton gebildet haben. Bildschirme schimmern, geben Tiefe. Blau ist die Farbe der Kontemplation. Wir assoziieren Kühle, Grenzenlosigkeit, Sehnsucht. In vielen Religionen ist die Farbe Blau Symbol für Aufstieg und Erlösung. Doch Farben sind auch physikalische Ereignisse. Sie sind messbare Längen, die sich mit der Entwicklung des Sehsinns unter Wasser in prähistorischer Zeit verbinden. Rosenkranz betreibt Ästhetik als Grundlagenforschung des Sinnlichen. Damit steht sie den Experimenten der Spätimpressionisten näher als Yves Klein, der monochrom blaue Gemälde gemalt und die Farbe »verdinglicht« hat (Rosenkranz), als er sie patentieren ließ.
Was sind Farbe und Licht? Wie entstehen Gerüche und wie verhalten sich ihre Rezeptoren? Wie werden Schall und Vibrationen registriert? Und kann ein Gebäude nicht ähnlich einem Lebewesen Erfahrungen sammeln und bewahren, zum Beispiel Temperaturschwankungen, Feuchtigkeitsgrade, Erschütterungen? Akustische Schwingungen können sich verflüchtigen, aber nicht verschwinden. Ähnliches gilt für neurologische Durchdringungen und biochemische Substanzen, die nicht abbaubar sind. Menschen sind nicht länger souveräne, sondern synthetische Subjekte. Das Durchmengen von technischen und natürlichen Substanzen deutet Rosenkranz durch Situationen der Verunklärung an. Folien schimmern, Schallwellen vibrieren, Luftfeuchtigkeit wabert und ein archaischer Geruch, der künstlich hergestellt ist, durchzieht die Räume. Alles fließt, diese uralte philosophische Beobachtung gewinnt durch die Einwanderung des Künstlichen neue Aktualität.
In der Ausstellung löst sich die Trennung von Natur und Künstlichkeit auf. Sie wird zum animierten »Lebensraum« einer robotischen Kreatur, die von unseren Geräten mitgesteuert wird und alles verbindet. Ihre Wahrnehmung klingt vibrierend durch das ganze Gebäude. Die Signale unserer Mobiltelefone sind schon eingespeist, wenn wir sie antreffen. Die Bewegungen der Schlange in Bezug auf unseren Körper, die Betrachtung von Kunst oder Dargestelltem als ein dem Menschen tiefengeschichtlich innewohnendes Bedürfnis, das uns auch physisch ergreift, zieht sich durch die Ausstellung. Das Haus wird zum Organismus eines erweiterten biologischen Zusammenspiels.
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